1. Vom Mindestlohn profitieren mehr Menschen als bisher angenommen
Das Statistische Bundesamt hat heute zum ersten Mal Ergebnisse der Verdienststruktur
erhebung veröffentlicht, die Aussagen darüber erlauben, wie viel Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer vom Mindestlohn direkt profitieren. Dabei hat sich gezeigt, dass von der
Einführung des Mindestlohnes vier Millionen Beschäftige in Deutschland profitieren.
Damit profitieren über zehn Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland und
rund 300.000 mehr als bisher angenommen. Die Einführung des Mindestlohns hat für die
betroffenen vier Millionen Beschäftigten dabei zu einer beachtlichen durchschnittlichen
Lohnerhöhung von 18 Prozent geführt.
2. Der Mindestlohn schafft mehr Gerechtigkeit
Mit diesen Zahlen ist ebenfalls belegt, dass der Mindestlohn mehr Gerechtigkeit auf dem
deutschen Arbeitsmarkt schafft. Denn der Mindestlohn greift gerade in den Branchen, in
denen Schutzstandards fehlen: Mehr als 80 Prozent der vom Mindestlohn profitierenden
Beschäftigten arbeiten in Betrieben, die nicht tarifgebunden sind.
Genauso trägt der Mindestlohn laut dem Statistischen Bundesamt zur Verringerung der
Ungleichbezahlung von Frauen und Männern bei. Nahezu zwei Drittel der Beschäftigten,
die nun durch den Mindestlohn mehr Einkommen erhalten, sind Frauen.
Anzahl nicht tarifgebundener und weiblicher Mindestlohnprofiteure
tarifgeb.Betriebe 18% Männer 38% Frauen 62 % nicht tarif-gebundene Betriebe 82%
In gleichem Maße lässt sich die Auswirkung auf die Angleichung der Lebensverhältnisse
zwischen und Ost und West verdeutlichen. Denn in Ostdeutschland erhalten 22 Prozent
aller Beschäftigungsverhältnisse durch den Mindestlohn höhere Einkommen.
In Westdeutschland sind dies nur knapp neun Prozent. Damit schließt sich die Lohnlücke zwischen
Ost- und Westdeutschland gerade im Niedriglohnbereich weiter.
Auch für die Art der Beschäftigungsverhältnisse macht dies einen Unterschied: Nahezu die
Hälfte aller vom Mindestlohn betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind gering
fügig beschäftigt (sog. Minijobber). Dies zeigt, dass gerade in diesem Bereich der Mindest
lohn bitter nötig ist und Rufe nach Ausnahmen fortdauernde Niedriglöhne bedeutet hätten.
Damit werden laut Statistischen Bundesamt unveränderte Arbeitszeiten vorausgesetzt
monatlich schätzungsweise 431 Millionen Euro mehr Bruttolohn ausgezahlt. Das ist gut für
den einzelnen Beschäftigten und gut für uns alle. Denn es bedeutet mehr Steuereinnahmen
für mehr Investitionen, mehr Einnahmen in den Sozialkassen zur Stabilisierung unseres
Sozialsystems und 50.000 weniger Aufstocker im Arbeitslosengeld II. Der Mindestlohn tut
unserem Land aber auch insgesamt gut, denn er zeigt, dass jeder, der sich anstrengt, etwas
davon hat. Das ist auch ein wichtiges Signal für all die Menschen, die jetzt als Flüchtlinge
zu uns gekommen sind.
3. Statistische Bundesamt bestätigt maßvolle Einführung des Mindestlohns
Auszubildende, Praktikanten in Orientierungs- und Kurzzeitpraktika und Personen unter
18 Jahren erhalten keinen Mindestlohn. Ausgemacht war hier von Anfang an, dass immer
wenn Menschen noch in Ausbildung oder Studium sind wo also eher das Lernen als das
Arbeiten im Vordergrund steht keine normale Beschäftigung vorliegt. Unter den 1,5 Milli
onen, die den Mindestlohn nicht erhalten, finden sich deswegen bspw. die 1,4 Millionen
Auszubildenden zum Jahresende 2014.
Gleichzeitig bestätigt sich die maßvolle Einführung des Mindestlohns. Denn 2015 steigt zum
ersten Mal seit 2011 das Ausbildungsplatzangebot, insbesondere in Betrieben, wieder an.
Der Mindestlohn hat damit seine Kritiker widerlegt. Er hat keine Jobs vernichtet, er hat viele
Jobs besser gemacht.
6. April 2016